Rabiat by Y-Kollektiv: Republik der Angst | Video der Sendung vom 01.11.2021 23:05 Uhr (1.11.2021) mit Untertitel
Republik der Angst
Angst gehört zum Leben. Doch was passiert, wenn die Angst unser Leben bestimmt? Angststörungen sind in Deutschland kein Randphänomen – eher eine Volkskrankheit. Etwa elf Millionen Menschen leiden hierzulande an einer Angststörung. Damit ist übersteigerte Angst die häufigste psychische Erkrankung in der Bundesrepublik. "Rabiat"-Reporterin Katja Döhne trifft in "Rabiat - Republik der Angst“ Menschen, die sich mit ihrer Angst konfrontieren. Einige haben gelernt, mit ihrer Angst zu leben, andere suchen noch nach dem richtigen Umgang oder kämpfen weiter gegen ihre Angst an. Krankhafte Angst hat viele Gesichter. Sehr häufig und sehr gut behandelbar sind Phobien, also Ängste, die sich auf ganz bestimmte Dinge oder Situationen beziehen. Zu den Klassikern zählen Spinnen-, Spritzen- oder Höhenangst. "Rabiat"-Reporterin Katja Döhne ist dabei, wenn Angstpatienten eine Expositionstherapie durchleben und sich ihren Ängsten stellen. Ein Mann mit Höhenangst klettert den Turm der St. Lamberti-Kirche in Münster hinauf. Bei einem Flugangst-Seminar in Bremen kommen Menschen zusammen, die schon beim Gedanken ans Fliegen Panik verspüren. Am Ende des Seminartags sollen sie in ein kleines Sportflugzeug steigen. Wie schaffen es die Betroffenen, diese extremen Situationen zu bewältigen? Und warum ist oft nur die Konfrontation der Schlüssel zu einem angstfreien Leben? In Nordhessen begleitet "Rabiat - Republik der Angst" die 17-jährige Antonia, die seit Jahren unter einer sozialen Phobie leidet. Sprechen vor der Klasse ist für Antonia in der Schulzeit eine Qual, meistens sitzt sie still auf den hinteren Plätzen und entscheidet sich, lieber zu schweigen. Als Panikattacken hinzukommen und Antonia aus Todesangst mehrmals die Feuerwehr ruft, sucht sie gemeinsam mit ihrer Mutter nach Hilfe. In der Therapie in der Schön-Klinik in Bad Arolsen macht Antonia jetzt erste Fortschritte. Hier werden Angststörungen unter anderem mithilfe virtueller Therapie behandelt. Die Patienten durchleben genau die Situationen, die in ihnen Angst auslösen, in der virtuellen Realität. Viele Menschen mit einer Angsterkrankung machen ihr Leid lange Zeit mit sich selber aus. Über die eigenen Ängste zu sprechen, sich vor dem persönlichen Umfeld oder gar dem eigenen Arbeitgeber zu offenbaren, ist für Betroffene oft mit Scham besetzt und ein Ding der Unmöglichkeit. Zu groß ist die Befürchtung, als schwach, angreifbar oder nicht voll leistungsfähig empfunden zu werden. In der Selbsthilfe München kommen wöchentlich Menschen zusammen, die gemeinsam lernen wollen, mit ihrer Angststörung zu leben. Vom über 70 Jahre alten Ex-Soldaten bis zum jungen Studenten treffen sich hier Menschen aus ganz unterschiedlichen Schichten der Bevölkerung. Reden hilft, da sind sich alle einig.
Bild: Radio Bremen | Sebastian Müller